Ein Großpudel also … die ungeschönte Wahrheit

Sicher denken Sie, was kommt denn hier jetzt?
 Ein kleines Potpourri, dass es Ihnen und mir einfacher macht, vielleicht Zeit spart, vielleicht noch mehr Lust auf einen Großpudel weckt oder das Vorhaben ad acta legt …

Und keine Sorge, der Schluss wird versöhnlich ;)

Kohle, Moneten, Taler
Als erstes möchten Sie vielleicht mal eine Hausnummer haben, was ein Pudel mit VDH-Papieren aus kompetenter Aufzucht kostet.
 Der Anschaffungspreis differiert nicht unerheblich, aber nach meiner Recherche werden Sie einen gut gezogenen Großpudel nicht unter 2.000,-Euro erhalten.
 Das bedeutet nicht, dass Sie nicht auch 3.000,-Euro ausgeben können, aber zwischen 2.000,- und 2.500,-Euro müssen Sie aus dem Sparschwein nehmen. 



Ja, es ist teuer, das finde ich auch. Aber, es ist eben gerechnet auf zehn Jahre nicht der große finanzielle Aspekt der Hundehaltung. 
Gerade die Tage war meine Tochter mit unserer kleinen Schipperke-Hündin wegen einem Wespenstich in die Maulschleimhaut beim Tierarzt. 
Der goldene Wespenstich kostete sie 112,-Euro.



Durch die Nach-Corona-Inflation sind auch für uns Züchter die Preise enorm gestiegen. 
Sei es was Wurmkuren (schlau gekauft 40,-Euro pro Jahr), Ektoparasiten-Vorsorge (zwischen 40 und 100Euro pro Jahr), Impfungen (ca. 80Euro alle drei Jahre) und co beim Tierarzt angeht, da nach vielen vielen Jahren die tierärztliche Gebührenordnung saftig erhöht wurde,
oder auch das Futter.
Habe ich vor wenigen Jahren noch 56,-Euro für 12,5kg Futter bezahlt, sind es jetzt 76,-Euro. Wenn ihr Großpudel zwischen 200 und 300 Gramm am Tag benötigt, rechnen  Sie selbst.

Leckerli und Kauartikel sind nicht von Lindt oder Niederegger, kosten aber nicht weniger.

Eine OP möchten Sie wirklich nicht mehr mal eben so beim Tierarzt hinlegen. Es empfiehlt sich dringend, zumindest eine OP-Versicherung schon ab Welpenalter abzuschliessen. 
Ein gebrochenes Bein, ein Kreuzbandriss, kostet gern gleich mal 5.000,-Euro.
 Gerne genommen noch mit Notdienstaufschlag …

Glauben Sie mir eins, eine exklusive Halsbandsammlung und diverse Hundebetten, Spielzeug und co sind noch vergleichsweise gut gelaunt zu shoppen ;)



Fahren Sie mit Hund in den Urlaub, können Sie im Hotel zwischen 5,- und 20,-Euro pro Nacht dazurechnen, Ferienhäuser kosten dann gleich mal 50,- bis 100,-Euro mehr. Egal ob ihr Hund haart oder nicht. 
Und glauben Sie nicht, dass Sie überall mit Hund gern anreisen dürfen.

Die Hundehaftpflicht (ca. 100,-Euro jährlich) und die Hundesteuer (je nach Gemeinde) dürfen auch nicht vergessen werden.

Tja, und jetzt interessieren Sie sich auch noch für einen Pudel. Da war doch was mit der Frisur. 
Abgesehen vom Pflegeaufwand, zu dem ich später komme, egal welch Haupthaarstyle Ihnen vorschwebt, ob nun klassisch mit mehr Aufwand oder sportlich kurz, gepflegt und geschnitten/geschoren werden muss der Pudel.

Sie können das selbst machen, brauchen aber mindestens eine anständige Schermaschine für ab 200Euro, einen Hochleistungsföhn, auch Blower genannt, ab 150Euro, zwei anständige Scheren für ab 150Euro zusammen, und wirklich gutes Shampoo und Conditioner je ab 250ml für rund 20Euro, aber immerhin meist im Verhältnis deutlich zu verdünnen, das erleichtert Ihnen die Arbeit (und die ist es) nämlich deutlich.
Sollte Ihr Pudel raspelkurz sein, können Sie auf Blower und Conditioner verzichten, sonst nicht.


Pflege von Haupthaar, Krallen, Zähnen, Ohren - frisch gemacht wie neugeboren

Ja, der Pudel haart nicht. Aber was Sie beim Kleidung entfusseln und staubsaugen sparen, stecken Sie in die Pflege des equisiten Lockenvorkommens.

Ihr Pudelwelpe ist noch fluffig und weitestgehend lockenfrei. Irgendwann aber, beschliesst das Pudel-Pubertier jedoch, sich auf die Welt der erwachsenen Hunde vorzubereiten und wechselt auch die Haarstruktur. 
Das bedeutet für Sie, das easy-peasy Welpenhaar vermischt sich mit den harscheren Lockenhaaren und das bedeutet FILZ. 
Gerade haben Sie ihren Pudel nach bester Line-brushing-Schule bearbeitet, da finden Sie schon wieder den nächsten Filzknoten.
Und da müssen Sie dran, denn nach Filzknoten kommt Filzmatte. Die kann sich zu einem regelrechten Körperpanzer entwickeln, und das obwohl tückischerweise auf den ersten Blick noch alles ganz okay aussieht. Abgesehen davon wohnen darunter gern kleine Monster, wie unliebsame Tiere und Ekzeme.



Wenn Sie die üble Pubertier-Phase überstanden haben, denken Sie ja nicht, Sie sind den Filz für immer los. Es wird besser, was nicht heisst, dass es perfekt ist und sich wie in bester Shampoo-Werbung der Pudel sich morgens einmal schüttelt und die Locken damit sortiert sind. 



Mindestens einmal die Woche müssen sie ran, bürsten, zur Kontrolle kämmen ob sich auch kein Filzi mehr versteckt hat und in die Ohren gucken. 



 

Sie hören nicht recht, aber sie lesen recht. Ja, beim Pudel wachsen die Haare leider auch oft überproportional in den Gehörgängen. Bleibt man da nicht dran, schwarzer Schmodder, Hefepilze, Bakterienbesiedlungen, Eiter, Schmerzen, Kopfschütteln (beim Hund und beim Tierarzt wenn Sie dann dort -mehrmals- deshalb vorstellig werden müssen).


Ohrpuder kaufen, sich vom Züchter das Zupfen der Haare zeigen lassen und regelmässig machen. Ich drücke Ihnen trotzdem die Daumen, dass Ihr Pudel nicht soviel Haare im Ohr sprießen lässt. 



 

Und jetzt hab ich mich festgebissen und komme zu den Zähnen. Glücklicherweise ist im Gebiss eines Großpudel genug Platz, sodass die Zähne nicht so desolat werden wie bei vielen Kleinhunderassen. Belag ist oft Glückssache, hängt von Speichelzusammensetzung und Fütterung ab.
Neigt Ihr Hund dazu hilft tatsächlich nur eins: Zähne putzen. Regelmässig. 


Zwei- bis dreimal am Tag muss nicht sein, aber in der Woche schon.
Da sind wir wieder, Zahnreinigung in Vollnarkose zwischen 500 und 800Euro beim Tierarzt - dafür gibt es sehr viel Zahnpasta (70ml für 13 Euro) zu kaufen.

Genug an der Oberfläche gekratzt, ich komme zum Abschluss und den Krallen.


Der Pudel hat in der Regel schön aufgeknöchelte und geschlossene Pfoten mit dicken Ballen. 
Für mich traumhaft, aber, die Krallen sind recht weit oben angesetzt und wachsen eine ganze Weile erstmal nach vorne ohne Bodenkontakt im Stehen.
 Da ist das Blatt Papier zwischen Kralle und Boden, was sich einfach darunterschieben lassen sollte kein guter Ratgeber, denn beim Laufen ist im Abrollvorgang die Kralle beim Großpudel dann schon lange im Weg und ermöglicht weder den guten Kombigrip aus Krallen und Ballen, noch ein normales auf- und abfußen.


Die meisten Krallenscheren werden einmal gekauft und bis zum Lebensende genutzt, sind dann aber stumpf, quetschen erstmal bevor sie verzweifelt das Horn durchschneiden und Hundi hat wirklich keinen Bock mehr auf die Tortur. 
Ich nutze einen Dremel und bei jeder Pflegeaktion gehe ich einmal über die Krallen drüber, also spätestens alle 14 Tage. Hat übrigens auch den Vorteil, dass die Biester nicht scharf sind wie Rasierklingen.


Hatte ich erwähnt, dass Sie die Haare zwischen den Ballen ausscheren müssen?

Das alles können Sie auch beim Groomer machen lassen. Alle sechs Wochen bei einem der es kann und 3 bis 4 Stunden mit Ihrem Hund beschäftigt ist, kosten ab 160Euro aufwärts.
 Zähne putzen, Ohren kontrollieren müssen sie zwischendurch dennoch.

Zwei Seiten der Medaille oder des Pudels nerviger Kern

Der Großpudel kann auch gut schlechte Eigenschaften, jedenfalls so nach dem landläufigen Geschmack.

Als da wären zum Beispiel Jagdtrieb. Hat nicht jeder so sehr ausgeprägt (jedoch fast alle Rassen mehr oder minder), aber Sie haben beim Pudel eine reelle 50/50-Chance auf "da bewegt sich was, töööö". 
Keine Sorge, auch Jagdhunde stehen im Gehorsam, aber das bedeutet, Sie müssen daran arbeiten.

Alleinbleiben ist auch nicht unbedingt des Pudels (und der meisten anderen Hunde) Kernkompetenz. Auch hier ist durchdachtes Training und Management der Schlüssel zum Erfolg.


Dann wäre da eben der nicht unerhebliche Pflegeaufwand und die damit verbundenen Kosten.

Gehen Sie mit einem Großpudel durch die Stadt, nützt der beste Tarnumhang nichts. ALLE gucken Sie an, die meisten lächeln dabei. Sind Sie also eher introvertiert kann das nervig sein.
Wir finden es ganz schön, dass Hunde nicht nur negativ auffallen und mögen es wenn Menschen deshalb einen schönen Moment zum Lächeln haben. 


Zu GUTER Letzt ….

Jetzt, wenn Sie es bis hierhin geschafft haben und seltsamerweise noch immer denken, jo, so ein Großpudel wäre genau mein Ding oder, will die Frau Ihre Welpen gar nicht abgeben - ja, Großpudel sind einfach fantastisch!
Nicht umsonst ist der Pudel im Allgemeinen eine der beliebtesten Rassen. Ob er die intelligenteste ist, lasse ich mal dahingestellt - aber er spielt auf jeden Fall in der ersten Liga.



Er lernt schnell und gerne; ist zu allem aufgelegt, wenn Sie ihm die Freude daran vermitteln.
 Energie hat er reichlich, ist im Haus aber in der Regel eher von dekorativem Charakter, wenn Sie ihm anderweitig Beschäftigung bieten. Sonst dekoriert er eben das Haus oder so …


Er ist sehr anhänglich und seinen/seinem Mensche/n sehr zugetan und zugewandt. Er hat oft einen Clown gefrühstückt, gemittagt, geabendbrotet, gesnackt.

Er kann sehr verschmust sein (traumhaft im Winter mit der Wolle), er ist mehr Känguru als Schaf, denn er hüpft und springt für sein Leben gern und wirft seine eleganten langen Beine mit Verve und Freude um sich.

Genauso ist er aber sensibel und feinfühlig, hört und sieht Ihnen sehr genau zu und weiß oft schon, was Sie vorhaben bevor Sie das selbst wissen. 

Die meisten Pudel haben auch Freude am Wasser, am Apportieren und mit dieser gesamten Grundausstattung, können Sie sich eigentlich aus dem großen Pott Beschäftigung mit Hund alles aussuchen - Sie müssen ja nicht Weltmeister werden solange beide Spaß daran haben. Oder Sie belassen es bei hilfreicher Haushaltsunterstützung, Tricks, Alltagsbetragen und ausgiebigen Spaziergängen.

Durchgehalten? Gut, das ist Schritt eins für Hundehalter: Geduld und Interesse am Hund (Großpudel), das über „find ich schick, hätt’ ich gern“ hinausgeht.

In Kürze folgt hier eine Seite mit Produktempfehlungen zu diesem und jenem. Man muss ja nicht alle schlechten Erfahrungen selbst machen.

 
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